Theaterplatz in Berlin – Hellersdorf

Gestaltung des Theaterplatzes in Berlin-Hellersdorf,
Louis-Lewin-Straße

Fertigstellung: 1995
Leistungsbild: 1-9 HOAI

 

Der Stadtplatz war bis zur Umgestaltung eine Brache, welche nach ursprünglichen Planungen mit einem Hochhaussolitär bebaut werden sollte. Diese Planung wurde nie umgesetzt, so dass ein ca. 8.000 qm großer Freiraum erhalten blieb.

Nach Norden, Osten und Süden säumen 6-geschossige U-förmig angeordnete Plattenbauten den Freiraum. Die infrastrukturellen eingeschossigen Flachbauten (Gaststätte, Theater, Kaufhalle) in dieser Freifläche bilden die nördlichen und südlichen Platzränder, wobei sie eigenartigerweise mit dem „Rücken“ zum Platz stehen. Nach Westen begrenzt die Louis-Levin-Straße den Platz. In Ost-West-Richtung verläuft die leicht knickende Sichtachse der Quedlinburger und Schkeuditzer Straße.

Funktional sind viele Bewegungslinien von Fußgängern und Radfahrern über den gesamten Platzbereich zu berücksichtigen. Der Platz ist von der angrenzenden Wohnbebbauung allseitig einsehbar.
Eine Neugestaltung musste daher möglichst offen, großzügig und multifunktional sein. Die stadträumlichen Vorgaben (Sichtachse, Bebauung) erforderten klare räumliche Reaktionen.

 

Idee:

Herausarbeitung der Sichtachse und Betonung ihres Knickpunktes durch eine räumliche Skulptur – das Lichttor. Schaffung eines Spannungsverhältnisses zwischen stringent gerasterter rechteckiger, licht abgesenkter Platzfläche und gewölbter, elliptischer, grüner Platzmitte (Zitat der Formsprache der benachbarten Hönower Weiherkette). Natürliche, rohe, fast ungeformte, Materialien (Objekte „Lichttor“und „Naturkräfte“) kontrastieren zu den Belagsmaterialien, die in Farbe und Material bewußt Bezug zur umgebenden Bebauung herstellen.
Deutliche Markierung der Platzeingänge durch breite, zum Platz hin abfallende Klinkermauern.

Am Theater: Bildung eines angehobenen quadratischen Platzkopfes, der mit kubisch geschnittenen Pflaumendornen bestanden ist.

 

Grüne Mitte:

Die Ellipse ist gewölbt und vom Weg der Sichtachse durchschnitten. Bäume der Weichholzaue als landschaftliche Element wachsen auf und neben ihr. Die Wölbung ist mit Rasen bewachsen aus dem im Frühjahr einige Tausend Frühjahrsblüher explodieren.

 

Objekt Lichttor:

Zwei parallele, 6 m hohe, unbearbeitete Granitstelen stehen im Abstand von 30 cm in der Sichtachse. Der Spalt wird beleuchtet, so dass ein nächtlicher Orientierungspunkt entsteht.

 

Platzfläche:

Klinkerbänder und gestrahlte Betonplatten bilden den Belag. Der Platz gibt keine Bewegungsrichtungen vor. Die Sichtachse wird in der Fläche als durchgehender Klinkerbelag ausgebildet.

 

Objekt Naturkräfte:

Ein flacher ca. 5 m langer Granitblock wurde der Länge nach geteilt. Die beiden Teile liegen um 40 cm zueinander verschoben in der Rasenfläche der Ellipse. An den beiden Enden stehen je eine Pyramidenpappel. Das sekundäre Dickenwachstum der Bäume schiebt die Blöcke im Laufe eines Menschenlebens wieder deckungsgleich. Zeit und nicht erfassbare Bewegungen werden sichtbar. Ein Gefühl für Geduld, Ausdauer und Beharrlichkeit kann entstehen und relativiert unser unruhiges Empfinden in einer Phase ungeheuer schneller gesellschaftlicher Veränderungen.